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Thomas S. Monson

Bloß ein Ältester

Bruce R. McConkie

 

 

Vom Rat der Zwölf – hielt diese Rede anläßlich des Seminars für Regionalrepräsentanten am 3. Okt. 1974

 

Brüder, was denkt ihr von dem Amt eines Ältesten? Jemand stellt die Frage: „Welches Amt haben Sie in der Kirche inne? Welches Amt im Priestertum?" Die Antwort kommt: „Ach, ich bin bloß ein Ältester."

 

Bloß ein Ältester! Bloß der Titel, mit dem ein Mitglied des Rates der Zwölf angeredet wird, und es ist stolz darauf. Bloß der Titel, der den Präsidenten der Kirche ehrt, der In einer Offenbarung der erste Älteste genannt wird.1 Bloß das Amt, zu dem Millionen bei den stellvertretend vollzogenen heiligen Handlungen in den heiligen Tempeln ordiniert werden. Bloß ein Ältester! Bloß das Amt, das einen Mann befähigt, den neuen und ewigen Bund der Ehe einzugehen und seine Frau und seine Kinder mit einem ewigen Band an sich binden zu lassen. Bloß das Amt, das einen Mann darauf vorbereitet, für seine Nachkommenschaft ein Patriarch zu sein und auf immer im Hause Israel zu walten. Bloß das Amt, das man braucht, um alle Segnungen im Hause des Herrn empfangen zu können. Bloß das Amt, das einem die Tür zu ewiger Erhöhung im höchsten Himmel der celestialen Welt auftut, wo der Mensch wird, wie Gott ist. Bloß ein Ältester! Bloß ein Mensch, der dazu ordiniert worden ist, das Evangelium zu verkündigen, das Reich Gottes aufzubauen und die Heiligen zu vervollkommnen; bloß ein Gesandter, dessen jedes Wort heilige Schrift ist; nur der Träger des Amtes, mit dem der Vorzug verbunden ist, die Geheimnisse des Himmelreichs zu empfangen, die Himmel aufgetan zu bekommen, mit der allgemeinen Versammlung und Kirche des Erstgebornen zu verkehren und sich der Gemeinschaft und Gegenwart Gottes des Vaters und Jesu, des Mittlers des Neuen Bundes, zu erfreuen.2

 

Bloß ein Ältester! Jeder Älteste in der Kirche trägt genausoviel Priestertum wie der Präsident der Kirche. Kein Apostel kann oder wird in der Ewigkeit höhersteigen als der treue Älteste, der vollständig nach dem Gesetz des Evangeliums lebt.

 

Was ist ein Ältester? Ein Ältester ist ein Diener des Herrn Jesus Christus. Er trägt das heilige Melchisedekische Priestertum. Er ist beauftragt, im Dienste an seinen Mitmenschen an Stelle des Herrn zu wirken. Er ist der Handlungsbevollmächtigte des Herrn. Seine Berufung ist es, das Evangelium zu verkündigen und die Heiligen zu vervollkommnen.

 

Was ist ein Ältester? Er ist ein Hirte, der in der Herde des Guten Hirten dient. Es steht geschrieben: „Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr."3 Es steht auch geschrieben, und das von Petrus, dem ersten Ältesten seiner Zeit:

 

„Die Ältesten nun unter euch ermahne ich als ihr Mitältester . . . : Weidet die euch anvertraute Herde Gottes und überwacht sie, nicht aus Zwang, sondern mit freudiger Bereitwilligkeit nach Gottes Willen, auch nicht in schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingebung, auch nicht als Gewaltherrscher über die euch anvertrauten Gemeinden, sondern als Vorbilder für die Herde; dann werdet ihr auch, wenn der Erzhirte [Oberhirt] erscheint, den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen'4." Nehmen Sie dies zur Kenntnis: Die Ältesten, die örtlichen Diener des Herrn sind, sind berufen, die Herde Gottes zu weiden, die Herde zu überwachen und Vorbilder für die Herde zu sein.

 

Was ist ein Ältester? „Und nun kommet her, spricht der Herr durch den Geist zu den Ältesten seiner Kirche, und lasset uns miteinander rechten . . . Darum frage ich, der Herr, euch: Wozu seid ihr ordiniert worden? Um das Evangelium zu predigen durch den Geist, nämlich den Tröster, der ausgesandt wurde, um die Wahrheit zu lehren."5 Ein Ältester ist der Vertreter des Herrn, der ausgesandt worden ist, sein Evangelium zur Erlösung der Menschen zu verkünden.

 

Wer kann den Wert, den unbegrenzten Wert einer Seele messen, einer Seele, für die Christus gestorben ist? Doch ist nicht die Seele eines Ältesten noch mehr wert, da doch ein Ältester sein Diener ist, um viele unbegrenzt kostbare Seelen zu ihm in seines Vaters Reich zu bringen? Weiden alle Ältesten die Herde Gottes, überwachen sie sie, und sind sie Vorbilder für die anderen in der Herde? Hören Sie die prophetische Antwort: „So spricht Gott der HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? . . . Das Schwache stärkt ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht; . . . [darum] spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern."6

 

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist das Reich Gottes auf Erden. Es ist weder eine Demokratie noch eine Republik, es ist weder eine Oligarchie noch eine Diktatur. Es ist keine andere Regierungsform als ein Königreich. Die Richtung seines Wirkens ist von der Spitze nach unten. Der Herr spricht, und seine Diener gehorchen. Die Ältesten gehen aus, und die Menschen werden belehrt.

 

Unser großes Bedürfnis, die uns auferlegte Aufgabe, ist: die Ältesten zu vervollkommnen, damit sie die Herde weiden können, daß die Schafe nicht in Ermangelung des Wortes Gottes zugrunde gehen. Was heutzutage hauptsächlich in der Kirche getan werden muß, ist, daß man die Ältesten zurückführt oder bekehrt, damit sie wiederum die Herde Gottes weiden können.

 

Welche Hilfsmittel stehen uns zur Verfügung, wenn wir die Ältesten retten wollen? Es gibt da keine Geheimformel. Wir können nicht einfach einen Zauberstab schwingen und inaktive Brüder und Schwestern ohne Mühe und Kampf zurückgewinnen. Wir haben aber das gesamte Programm der Kirche, und irgendwo innerhalb seines Rahmens gibt es etwas, was einen jeden anspricht, der gewillt ist, die Segnungen des Evangeliums in seinem Leben einziehen zu lassen. Wenn wir dieses Problem angehen (wie auch jedes andere, mit dem wir es zu tun haben), müssen wir dies mit der Erkenntnis tun, daß nur die Lösung voll anerkannt ist, die innerhalb des Rahmens der Priestertumskorrelation wirksam wird.

 

Was ist Priestertumskorrelation? Es ist das System der Verwaltung der Kirche, bei dem wir alle Programme der Kirche zusammenfassen, sie als ein Paket bündeln, sie als ein Programm wirksam werden lassen und alle Mitglieder der Kirche an diesem Prozeß beteiligen. Es ist ein System, das von uns verlangt, daß wir innerhalb des bestehenden Rahmens der Kirche fungieren. Es ist schon lange her, wo wir irgendein Problem entdeckt und ein Komitee oder irgendeine andere Organisation eingerichtet haben, um es zu lösen. Stattdessen benutzen wir die offenbarte Organisation des Priestertums, d. h., wir verwenden Heimlehrer so, wie es in Abschnitt 20 gelehrt wird, und wir korrelieren alle Priestertums- und Hilfsorganisationsunternehmungen durch das Priestertumsführungskomitee und die Korrelationsversammlung der Gemeinde. Harold B. Lee hat  Priestertumskorrelation folgendermaßen definiert: Man stellt das Priestertum einfach dorthin, wohin der Herr es gestellt hat, und hilft der Familie, damit sie so fungiert, wie sie es soll.7

 

 Es gibt drei Grundprinzipien der Priestertumskorrelation, die uns bei der Ausführung aller Programme der Kirche leiten. Sie entwachsen dieser grundlegenden Aussage: Die Familie ist die wichtigste Organisation sowohl in der Zeit als auch in der Ewigkeit. Die Kirche und alle ihre Organisationen sind als Dienstorgane in der Lage, der Familie zu helfen. Die Heimlehrer vertreten den Herrn, den Bischof und den Priestertumsführer dabei, daß sie dem Vater, der Familie und dem einzelnen die Hilfe der Kirche und all ihrer Organisationen verfügbar machen. Somit sind die drei Grundprinzipien der  Priestertumskorrelation:

 

1. Die Familie und der einzelne stellen im Mittelpunkt. Sie tun alles in der Kirche. Sie sind dafür verantwortlich, Missionsarbeit zu leisten, ihre eigene genealogische Arbeit zu tun und für Ihre eigene Wohlfahrt zu sorgen. Wir berufen keine Missionare oder setzen Komitees dafür ein, um ihnen ihre Hauptaufgabe abzunehmen. Nicht der Gruppenleiter der Hohenpriester ist für die Genealogie in der Gemeinde verantwortlich. Auch sind die Pfahl- oder Vollzeitmissionare nicht für die Missionsarbeit in der Gemeinde oder im Pfahl verantwortlich. In beiden Fällen ist es Pflicht der Familie und des einzelnen, und diese Fachleute der Kirche helfen ihnen.

 

2. Die Kirche und all ihre Organisationen sind in der Lage, der Familie und dem einzelnen zu helfen. Missionare, Komitees und verschiedene Fachleute auf dem einen oder anderen Gebiet sind berufen worden, der Familie zu helfen. Die Eltern — nicht die Organisationen der Kirche — sind dafür verantwortlich, ihre eigenen Kinder im Licht und in der Wahrheit zu erziehen und sie in den Grundsätzen des Evangeliums zu unterweisen. Diese Organisationen sind aber dafür da, daß sie den Eltern dabei helfen, die Arbeit zu tun, die der Herr ihnen auferlegt hat. Richtig gesehen, helfen wir nicht den Missionaren, sondern die Missionare helfen uns. Es ist hauptsächlich unsere Pflicht, unsere Mitmenschen zu warnen, und die Pfahl- und Vollzeitmissionare sind Fachleute, die z. B. dazugerufen werden, um dabei zu helfen, diese Leute zu unterweisen.

 

3. Die Heimlehrer vertreten den Herrn, den Bischof und den Priestertumsführer dabei, daß sie der Familie und dem einzelnen die Hilfe der Kirche und all ihrer Organisationen verfügbar machen. Ohne Frage ist der größte Mangel des Heimlehrwesens in der Kirche der, daß es fast ungenutzt bleibt. Statt daß wir die Heimlehrer ihre Arbeit tun lassen und dies von ihnen erwarten, richten wir oft irgendwelche Komitees ein und wundern uns dann, weshalb die Heimlehrer das Interesse an ihrer Arbeit verlieren. Wenn wir Älteste zurückgewinnen müssen, sollen wir dafür keine besondere Organisation ins Leben rufen. Stattdessen sollen wir die Heimlehrer und die bestehenden Organisationen der Kirche benutzen.

 

Die Kirche braucht jeden Ältesten. Keiner kann entbehrt werden. Die Kirche muß vervollkommnet und das Evangelium jedem Menschen gepredigt werden. Man kann nicht 3,5 Milliarden Menschen das Evangelium verkündigen, ohne mehr Missionare zu haben. Wir brauchen Hilfe, und wir müssen bei unseren inaktiven Ältesten und Ältestenanwärtern anfangen.

 

Wessen Aufgabe ist es, einen pflichtvergessenen Ältesten zu reaktivieren? Rücken wir doch einmal unsere Prioritäten in die richtige Reihenfolge. Die Hauptverantwortung ruht auf dem Ältesten selbst. Er ist bei der Taufe ein Bündnis eingegangen, daß er dem Herrn dienen werde. Auch hat er, als er das Melchisedekische Priestertum empfing, versprochen, seine Berufung voll zu erfüllen. Es ist seine Erlösung, die auf dem Spiel steht. Er hat die persönliche Verpflichtung, zum Herrn zurückzukehren und dessen Segnungen zu erstreben.

 

Als zweites ruht die Verantwortung, einen Ältesten zu reaktivieren, auf seiner Familie. Die Erlösung ist Sache der Familie. Die größten Segnungen, die mit dem Dienst in der Kirche einhergehen, werden dem einzelnen und seiner Familie zuteil. Daß die Familie in Ewigkeit als solche bestehen bleibt, ist die größte dieser Segnungen.

 

Nach der Verantwortung des einzelnen und der Familie kommt die der Kirche. Die Kirche macht die Erlösung erreichbar. Sie ist die Organisation des Herrn, die alle Menschen einlädt, das zu tun, was sie tun müssen, damit sie in die Gegenwart Gottes treten können. In fast allen Fällen beginnt zumindest die Reaktivierung damit, daß jemand, der ein Amt in der Kirche innehat — z. B. ein Ältester, der als Heimlehrer fungiert — den ersten Schritt unternimmt. Es ist weder sinnvoll noch unsere Aufgabe, im Einzelnen vorzuschreiben, wie sich die Kirche beim Reaktivierungsvorgang beteiligen soll. Es gibt dabei viele Methoden, und Inspiration muß immer die Arbeit begleiten, die innerhalb des Rahmens der Priestertumskorrelation verrichtet werden soll und bei der die bestehenden Organisationen und Programme benutzt werden sollen.

 

Im Pfahl ist der Pfahlpräsident für die Reaktivierung von Ältesten verantwortlich. Er ist der präsidierende Älteste im Pfahl und ist Vorsitzender des Pfahlkomitees für das Melchisedekische Priestertum. Einer seiner Ratgeber, dem er die Hauptverantwortung für die Ausführung der Arbeit delegieren kann, ist der stellvertretende Vorsitzende. Der Pfahlpräsident hat die Hilfe des Pfahlkomitees für das Melchisedekische Priestertum sowie all der Hilfsquellen des Pfahles zu seiner Verfügung. Er kann einen Hohenrat dazu heranziehen, ihm dabei zu helfen, daß er mit zwei oder drei Ältestenkollegien zusammenarbeitet. Doch bedient sich der Pfahlpräsident hauptsächlich der Bischöfe und der Präsidenten der Ältestenkollegien für die Reaktivierung.

 

Hoheräte sind Männer von Beständigkeit, klarem Verstand und spiritueller Reife - einige der fähigsten und tüchtigsten Führer im Pfahl. Es sind die Augen und Ohren und die Stimme des Pfahlpräsidenten. Stellen Sie sich vor, daß ein jeder Hoherat im Pfahlkomitee für das Melchisedekische Priestertum als Hauptauftrag im Pfahl zwei oder drei Ältestenkollegien seine Führung und Hilfe angedeihen lassen darf. Ein solcher Hoherat sieht sich vor, daß er nicht die Arbeit der Kollegien übernimmt; überlegen Sie sich aber, welchen brauchbaren und weisen Rat er geben kann, wenn er auf seine weitläufige Erfahrung, die er innerhalb der Arbeit in der Kirche gesammelt hat, zurückgreift.

 

Welche wichtigere Arbeit hat ein Pfahlpräsident als (1) sich selbst daran zu beteiligen, die Kollegiumsbeamten zu schulen, (2) sich regelmäßig mit den Präsidenten der Ältestenkollegien zu versammeln, um sie zu belehren und anzuweisen und (3) regelmäßig mit ihnen eine persönliche Priestertumsunterredung zu führen (bzw. diese von einem seiner Ratgeber führen zu lassen).

 

Die Ältestenkollegien werden auf Gemeindeebene organisiert. Alle Ältesten in der Gemeinde, ganz gleich, wieviele es sind, sind Mitglieder des Kollegiums. Alle Ältestenanwärter in der Gemeinde versammeln sich mit dem Kollegium und erhalten dieselbe Schulung und Führung wie die Ältesten, was sie auf das Melchisedekische Priestertum und darauf vorbereitet, daß sie Mitglieder des Kollegiums werden. Es ist die Aufgabe des Ältestenkollegiumspräsidenten, über alle Ältesten und Ältestenanwärter zu wachen und sie zu stärken.

 

Dem Bischof kommt eine entscheidende, persönliche und wichtige Rolle bei der Reaktivierung von Ältesten zu. Er präsidiert über die Gemeinde und ist ein gewöhnlicher Richter in Israel. Er nimmt die Zehnten und Opfer entgegen. Er bestimmt, ob jemand würdig ist, einen Tempelempfehlungsschein zu erhalten. Er empfiehlt die Brüder zum Aufsteigen zum Melchisedekischen Priestertum. Er beruft Brüder zu verantwortungsvollen Ämtern in der Gemeinde. Als präsidierender Hoherpriester präsidiert er über das Priestertumsführungskomitee und auf der Korrelationsversammlung der Gemeinde und erteilt seinen  Mitgliedern, einschließlich dem Ältestenpräsidenten, Rat. Er hat auch  Priestertumsauswertungen mit dem Präsidenten des Ältestenkollegiums durchzuführen.

 

Wir wenden uns jedoch dem Ältestenkollegiumspräsidenten zu, wenn es um die ins einzelne gehende tätige Durchführung des Reaktivierungsprogramms geht. Er soll über die Mitglieder seines Kollegiums präsidieren. Es ist seine Aufgabe, „mit ihnen zu beraten und sie den Bündnissen entsprechend zu belehren".8 Er ist für ihre zeitliche und spirituelle Wohlfahrt verantwortlich. Seine Berufung ist es, sie zum ewigen Leben In unseres Vaters Reich zu führen. Und seine Verantwortung erstreckt sich auf all die Ältestenanwärter in der Gemeinde. Wer hat außer dem Bischof in der Gemeinde eine Verantwortung, die sich mit der des Präsidenten des Ältestenkollegiums vergleichen ließe?

 

Es scheint, als ob einige Ältestenkollegiumspräsidenten denken, daß die Bürde der Reaktivierung ihrer Brüder so groß ist, daß es fast sinnlos ist, die Aufgabe anzugreifen. Ein Grund für diese Ansicht ist das beunruhigende Gefühl, das der Ältestenpräsident hat, daß er sich irgendein Programm ausdenken oder ein System entwickeln muß, um seine Brüder zu retten. Tatsächlich aber bestehen die Reaktivierungsverfahren schon. Sie sind überall anwendbar und leicht zu handhaben. Sie verteilen die Last auf viele Schultern, und die Last wird leicht und das Joch sanft.

 

Die Reaktivierungsverfahren bestehen darin, daß man (1) sich der Heimlehrer bedient, (2) die Kirche und all ihre Programme verwendet und (3) das Kollegium selbst auf die richtige Weise führt. Die wirkungsvollste Reaktivierung ist immer auf der Basis „einer mit einem" bzw. „eine Familie mit einer Familie". Es bedeutet, persönlich Fühlung aufzunehmen. Es bedeutet, Freundschaft zu schließen. Es heißt eingliedern. Das tun die Heimlehrer! Gebrauchen Sie die Heimlehrer beim Reaktivieren!

 

Es gibt keinen Ersatz für das Heimlehren. Wir brauchen keine besonderen Eingliederungskomitees einzuberufen, daß sie uns dabei helfen, Älteste bzw. Ältestenanwärter zu reaktivieren. Wir brauchen keine besondere Berufung auszusprechen oder besondere Aufträge auszugeben, um Inaktive zu reaktivieren. Statt dessen bedienen wir uns der Heimlehrer, daß sie das tun, was zu tun ihnen durch Offenbarung geboten ist. Das Heimlehren ist eines der besten Hilfsmittel in der Kirche. Die Heimlehrer suchen die Mitglieder zu Hause auf, wachen über die Heiligen und stärken sie, achten darauf, daß sie Böses aus ihrem Leben verbannen und daß alle ihre Pflicht tun.

 

Nehmen Sie einmal einen Extremfall an, der ein düsteres Bild abgibt und wo man rasch aufgeben könnte. Es muß etwas getan werden. Ein Anfang muß gemacht werden. Und die Last kann durch Heimlehren leichter werden. Wenn jeder aktive Älteste in seiner Aufgabe als Heimlehrer und auf der Basis „einer mit einem, Familie mit Familie" die Verantwortung für nur einen anderen Ältesten und seine Familie übernehmen würde, wenn jeder aktive Älteste gewissenhaft und aktiv seine Pflicht täte — wie viele Monate würden wohl vorübergehen, bis es zweimal soviele aktive Älteste geben würde, die man gebrauchen könnte? Es ist vielleicht nicht einfach, doch es ist nicht unüberwindlich, und man kann es schaffen.

 

Der Heimlehrer hat Prestige. Seine Berufung ist offiziell. Er ist von seinem Kollegiumspräsidenten, dem Bischof und dem Herrn ausgesandt worden. Er soll die ihm zugewiesenen Familien häufig besuchen. Er ist da, um das zu tun, was man im 20. Abschnitt des Buches , Lehre und Bündnisse' nachlesen kann. Der Heimlehrer und seine Familie sollen inaktive Familien eingliedern. Dabei helfen gesellige Freizeitveranstaltungen. Eine ausgezeichnete Methode bildet ein Familienabend. An irgendeinem Abend außer dem Montagabend kann die inaktive Familie zu einem Familienabend eingeladen werden, wo man sich als Familie anfreundet und das Evangelium gelehrt wird. Der Heimlehrer stellt die Verbindung her zwischen denjenigen, die er eingliedern möchte, und den geselligen sowie Lehrveranstaltungen des Kollegiums.

 

Jedes Kollegiumsmitglied, ob es aktiv oder inaktiv ist, soll gebeten werden, in einem Komitee zur Lösung einer bestimmten Aufgabe tätig zu sein oder an einem Kollegiumsprojekt mitzuwirken, sobald dies möglich ist. Das Dienen ist für die Erlösung unerläßlich.

 

Ein Projekt, bei dem Familien angespornt werden, die Segnungen des Tempeis zu erlangen, ist von der Präsidentschaft der Kirche genehmigt worden. Besondere Seminare können für Missionierungs- und sonstige Aufträge abgehalten werden. Gesellige Veranstaltungen in kurzen Abständen helfen beim Eingliedern. Jedes Kollegiumsmitglied soll einen Auftrag in der Kirche erhalten. Es soll jeder Älteste darin geschult werden, wie man einen Krankensegen spendet. Und so geht es immer weiter — Kollegiumsaktivitäten mit Eingliederungsmöglichkeiten sind schier grenzenlos.

 

Wie Sie alle wissen, wird das Reaktivierungsprogramm folgendermaßen zusammengefaßt: (1) jeden einzelnen heraussuchen; (2) Heimlehrer berufen; (3) ein persönliches Verhältnis aufbauen; (4) Eingliederung durch Familien; (5) gesellige Veranstaltungen des Kollegiums veranstalten; (6) eine Aufgabe zuteilen; (7) die Evangeliumswahrheiten lehren; (8) den Fortschritt prüfen; (9) persönliche Unterredungen führen.

 

Eine der größten und wichtigsten Aufgaben, die das Kollegium selbst bewerkstelligen kann, ist, daß es all seinen Mitgliedern die Lehren der Erlösung verkündet. „So kommt der Glaube aus der Predigt", sagte Paulus, was bedeutet, daß nur dann Glaube im Herzen der Menschen erzeugt wird, wenn sie die Evangeliumswahrheiten hören, von einem rechtmäßigen Diener Gottes und durch die Macht des Heiligen Geistes verkündet.9

 

Ein Ältestenllollegium soll eine Schule der Propheten sein, ein Ort, wo jeder Älteste und Ältestenanwärter erfährt, was er und seine Familie tun müssen, um Frieden in diesem Leben und ewiges Leben im Jenseits zu erlangen.

 

Wir haben als Priestertumsleitfaden die Standardwerke selbst gewählt, ohne Veränderung oder Verwässerung. Jeder Älteste und Ältestenanwärter soll das, was in der heiligen Schrift geschrieben steht, lesen, darüber nachdenken und beten. Wir müssen aus der Quelle selbst schöpfen.

 

Wir veröffentlichen jedoch eine Studienhilfe, die Lehrhilfen enthält und einen nach Themen geordneten Überblick über die zu lesenden Schriftstellen gibt. Nach unserem neuen System tun wir zweierlei: (1 ) Wir lesen die Schrift, wie wir dazu angewiesen werden, vollständig von Anfang bis Ende und (2) Wir studieren sie nach Themen (sowohl die Lehren als auch die Pflichten) und ziehen Hinweise aus allen Standardwerken mit heran. Nach diesem Lehrsystem innerhalb des Kollegiums ist es erforderlich, ja unumgänglich, daß die Priestertumsträger ihre heiligen Schriften mit zum Unterricht bringen. Dies ist auch die ausdrückliche und persönliche Bitte Präsident Kimballs. Ein Regionalrepräsentant, Bruder Dean Larsen, erzählte uns, daß der Lehrer einer Hohenpriestergruppe diese gefragt hat: „Wie viele von Ihnen haben sich auf die Lektion vorbereitet und haben heute Morgen ihre Standardwerke mitgebracht?" Als er feststellte, daß keiner es getan hatte, sagte er: „Gut, in diesem Fall kann ich nicht unterrichten; der Unterricht fällt heute aus." Von da an brachte man die heiligen Schriften mit. Ein kurzer Unterricht einmal in der Woche ist bloß ein Tropfen im Meer des Lernens. Unsere neue Studienhilfe soll die Tür zum persönlichen Schriftstudium auftun und soll uns auch helfen, als Familie zusammen die Schrift zu lesen.

 

Eine der Sonntagsschulklassen ist extra dafür da, um beim Bekehren und Eingliedern zu helfen. Es ist die Evangeliumsaufbauklasse. Hier bringen wir in einem wiederkehrenden Zyklus zwölf Lektionen über grundlegende Themen. Nachdem erwachsene Teilnehmer diesen Kursus absolviert haben, gehen sie in die Evangeliumsklasse. Die Heimlehrer verfolgen, welchen Unterricht die ihnen Anvertrauten erhalten haben, und sie behandeln dann dieselben Themen bei ihren regulären Heimlehrbesuchen. Die Gruppe von Menschen, die einen Zyklus von Lektionen der Evangeliumsaufbauklasse mitmachen sollen, umfaßt Untersucher, Neugetaufte, Ältestenanwärter und inaktive Älteste.

 

Es gibt noch etwas, was oft übersehen wird, was wir aber anregen möchten. Es ist die Ordnung der Kirche, daß jede Gemeinde einen Chor hat. Es wäre sehr angebracht, wenn alle Ältesten und Ältestenanwärter, die singen können, in diesem Chor singen würden. Es wäre auch durchaus denkbar, daß zu bestimmten Gemeinde- oder Pfahlversammiungen ein Ältestenchor gebeten wird, etwas darzubieten. Vielleicht möchte der Pfahlpräsident - sagen wir einmal im Jahr — einen Priestertumschor die Musik auf einer Pfahl konferenz darbieten lassen. Es ist natürlich wichtig, daß der Gemeindechor der wichtigste Teil des Musikprogramms der Kirche bleibt. Die Lieder Zions haben Kraft zu bekehren, und der Herr hat gesagt, es gefalle ihm, wenn wir sie singen: „Denn meine Seele erfreut sich am Gesang des Herzens; ja, der Gesang der Gerechten ist mir ein Gebet, und es soll ihnen mit einer Segnung auf ihre Häupter beantwortet werden."10

 

Bekehrung geht immer mit wirksamer Missionsarbeit einher. Die Brüder, die mit 18 Jahren zum Ältesten ordiniert werden und deren Dienst als Vollzeitmissionar vor ihnen liegt, brauchen besondere Aufmerksamkeit. Sie haben jahrelang von ihrem Bischof Hilfe und Ansporn bekommen. Jetzt muß der Kollegiumspräsident einspringen und darauf achten, daß alles getan wird, was sie würdig, qualifiziert und fähig sein läßt, wenn der Tag ihrer Berufung kommt. Die Ältesten werden als Missionare gebraucht. Der Herr möchte mehr Missionare haben! Jeder junge Mann in der Kirche soll auf Mission gehen. Der Dienst als Missionar verschafft dem jungen Mann größeren Segen, als es irgendetwas anderes während der betreffenden Zeit könnte. Die Ältestenkollegien müssen zu dem Organ der Kirche werden, das seine größte Anstrengung darauf verlegt, alle unsere jungen Männer in den Dienst des Herrn zu schicken, wo sie das Evangelium verkündigen und seine Botschaft seinen anderen Kindern mitteilen.

 

Welche Pflicht hat der Ältestenkollegiumspräsident im Rahmen des  Missionsprogramms? Was soll er tun, um sicherzugehen, daß jeder junge Älteste darauf vorbereitet ist, auf Mission berufen zu werden? Jungen Männern kann man das Evangelium mit dem besonderen Hinweis auf sittliche Würdigkeit lehren. Sie können angespornt werden, die Summe auf ihrem Missionssparkonto zu vergrößern, das Buch Mormon zu lesen und ihre Glaubensgewißheit zu stärken, die Missionarsdiskussionen zu lernen (und man kann ihnen vielleicht sogar die Gelegenheit zu diesen Diskussionen im Heim ihrer inaktiven Brüder geben), Untersucher zu finden, den Geist der Missionsarbeit zu spüren, und all dies dadurch, daß der Ältestenkollegiumspräsident sie führt und anspornt.

 

Es gibt eine neue, überarbeitete Ausgabe des Handbuchs für das  Melchisedekische Priestertum. Wenn Sie sich eingehend damit  auseinandersetzen, werden Sie feststellen, daß es völlig überarbeitet worden ist und mehr die Grundsätze als die Techniken behandelt. Die Priestertumsführer brauchen es mehr denn je zuvor, daß sie richtige Grundsätze lernen und dann den Weg einschlagen, den sie verfolgen sollen. Man braucht jetzt mehr Inspiration als je zuvor, um die Angelegenheiten des Kollegiums richtig zu lenken.

 

Doch in all dem liegt ein Lohn!

 

Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist weiß zur Ernte. Schon empfängt Lohn, der da schneidet.11

 

Sehet, das Feld ist schon weiß zur Ernte; wer daher zu ernten wünscht, schlage seine Sichel mit ganzer Kraft ein und ernte, solange es Tag ist, auf daß er für seine Seele ewige Seligkeit im Reiche Gottes erlange.12

 

Und nun, siehe, ich sage dir: Die Sache, die für dich von größtem Werte ist, besteht darin, daß du diesem Volke Buße verkündigest, damit du Seelen zu mir bringen und mit ihnen im Reiche meines Vaters ruhen mögest.13

 

Wir wollen jetzt jedoch zu unserem Leitgedanken vom Anfang zurückkehren, welcher lautet: „Brüder, was denkt ihr von dem Amt eines Ältesten?" Bloß ein Ältester! Bloß das Amt, das Apostel und Propheten in diesem Leben innehatten; bloß das Amt, das sie haben werden, wenn sie in unsterblicher Herrlichkeit hervorkommen und in ihre Erhöhung eingehen werden; bloß die offene Tür zum Frieden in diesem Leben und einer Krone der Herrlichkeit im Jenseits.

 

Bloß ein Ältester! Bloß ein Ältester in Zeit und Ewigkeit! „Was sollen wir unter den vierundzwanzig Ältesten verstehen, von denen Johannes spricht?" Die offenbarte Antwort: „Diese Ältesten, die Johannes sah, waren Älteste, die im Werke des Herrn getreu gewesen und gestorben waren."14 Hören wir jetzt die Worte, die Johannes über die schrieb, die in diesem Leben treue Älteste waren und die in zukünftigen Reichen erhöhte Älteste sind: „Siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel . . . Alsbald kam der Geist über mich. Und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel, und auf dem Thron saß einer . . . Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen."15

 

Bloß ein Ältester! und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen." Mose betete: „Wollte Gott, daß alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe!"16 Es wäre gut, wenn wir beten würden: „Wollte Gott, daß alle die Ältesten im Volk des Herrn treu wären, daß sie die Herde weiden würden, daß sie über die Herde wachen würden und daß sie ein Vorbild für die Herde wären — alles zur Ehre und Herrlichkeit des Gottes, dessen Diener sie sind."

 

Im Namen des Herrn Jesus Christus.

 

Amen.

 

 

1) Siehe LuB 20:2, 5. 2) Siehe LuB 107:19. 3) Hesek. 34:31. 4) 1. Petr. 5:1-4; Menge-Obers. 5) LuB 50:10, 13, 14. 6) Hesek. 34:2, 4, 10. 7) „Correlation and Priesthood Genealogy" in: „Genealogical Adresses - 1968", BYU, 1969. 8) LuB 107:89. 9) Siehe Rom. 10:14-15, 17. 10) LuB 25:12. 11) Joh. 4:35, 36. 12) LuB 6:3. 13) LuB 15:6. 14) LuB 77:5. 15) Off. 4:1, 2, 4. 16) 4. Mose 11:29.

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