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Thomas S. Monson

Tut er es aber nicht...

Dennis E. Simmons

 

 

von den Siebzigern – April 2004

 

Als junger Mann kam ich in der 8. Klasse einmal niedergeschlagen, enttäuscht und mutlos von einem Basketballturnier nach Hause. Ich sah meine Mutter, und es brach aus mir hervor: „Ich weiß nicht, warum wir verloren haben – ich hatte doch fest geglaubt, dass wir gewinnen.“

 

Heute weiß ich, dass ich damals noch nicht verstanden hatte, was Glauben ist.

 

Glauben ist nicht Wagemut, nicht nur ein Wunsch, nicht nur eine Hoffnung. Wahrer Glaube ist der Glaube an den Herrn Jesus Christus – Zuversicht und Vertrauen in Jesus Christus, die einen dazu führen, ihm zu gehorchen. 1

 

Vor etlichen Jahrhunderten wurden Daniel und seine Gefährten plötzlich aus ihrer sicheren Welt gerissen und in eine fremde und erschreckende Welt geworfen. Als Schadrach, Meschach und Abed-Nego sich weigerten, sich vor einem goldenen, vom König aufgestellten Standbild zu verbeugen und es anzubeten, verkündete der wütende Nebukadnezzar ihnen, wenn sie das Standbild nicht nach seinem Gebot anbeteten, würden sie noch zur selben Stunde in einen glühenden Feuerofen geworfen werden, und „welcher Gott kann euch dann aus meiner Gewalt erretten?“ 2

 

Ohne Zögern erwiderten ihm die drei jungen Männer voller Gottvertrauen: „Wenn [du uns in den Feuerofen wirfst und] überhaupt jemand [es vermag], so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns erretten; auch aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand … kann er uns retten“. Das klingt wie mein Glaube damals in der 8. Klasse. Doch dann zeigte sich, dass sie genau verstanden hatten, was Glauben bedeutet, denn sie fuhren fort: „Tut er es aber nicht, … auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast.“ 3 Das ist ein Bekenntnis wahren Glaubens.

 

Sie wussten, dass sie auf Gott vertrauen konnten, auch wenn es anders kam, als sie erhofft hatten. 4 Sie wussten, dass Glaube mehr ist als geistige Zustimmung, mehr als das Anerkennen eines lebendigen Gottes; Glaube ist völliges Vertrauen auf ihn.

 

Glauben heißt, es für wahr halten, dass der Herr alles versteht, auch wenn wir nicht alles verstehen. Glauben heißt wissen, dass zwar unsere Macht beschränkt ist, seine aber nicht. Der Glaube an Jesus Christus bedeutet, völlig auf ihn zu vertrauen.

 

Schadrach, Meschach und Abed-Nego wussten, dass sie sich stets auf ihn verlassen konnten, weil sie seinen Plan kannten und wussten, dass Gott sich nicht ändert. 5 Sie wussten ebenso wie wir, dass unser irdisches Leben keine Laune der Natur ist, sondern ein kleiner Teil des großartigen Plans 6 unseres liebenden Vaters im Himmel, durch den wir, seine Söhne und Töchter, die gleichen Segnungen haben können, derer er sich erfreut, sofern wir bereit dazu sind.

 

Sie wussten ebenso wie wir, dass wir in unserem vorirdischen Leben von ihm über den Zweck des irdischen Lebens belehrt wurden: „Wir wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen können; und wir wollen sie hierdurch prüfen und sehen, ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet.“ 7

 

Da steht es ganz eindeutig: Das hier ist eine Prüfung. Die Welt ist ein Ort, wo sterbliche Menschen geprüft werden. Sobald uns bewusst wird, dass uns der Himmlische Vater, der möchte, dass wir ihm vertrauen und uns von ihm helfen lassen, nur prüft, können wir alles besser verstehen.

 

Er hat uns gesagt, es sei sein Werk und seine Herrlichkeit, „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“8 Er ist bereits ein Gott, und nun besteht sein einziges Ziel darin, uns die Rückkehr zu ermöglichen und dass wir wie er sind und wie er in alle Ewigkeit leben.

 

Da die drei jungen Hebräer all das wussten, fiel es ihnen nicht schwer, sich zu entscheiden. Sie wollten Gott folgen, sie wollten Glauben an ihn üben. Er würde sie erretten, täte er es aber nicht … – aber wir wissen ja, wie die Geschichte weitergeht.

 

Der Herr hat uns die Entscheidungsfreiheit gegeben, das Recht und auch die Pflicht, selbst zu entscheiden. 9 Er prüft uns, indem er zulässt, dass wir versucht werden. Er versichert uns, dass wir nicht über das hinaus versucht werden, was wir ertragen können. 10 Uns muss aber auch klar sein, dass aus großen Herausforderungen große Menschen erwachsen. Wir suchen die Probleme zwar nicht, wenn wir ihnen aber voller Glauben begegnen, macht der Herr uns stark. Tut er es aber einmal nicht, kann uns genau das zu großem Segen gereichen.

 

Der Apostel Paulus verstand das und erklärte nach Jahrzehnten hingebungsvoller Missionsarbeit: „Wir rühmen uns … unserer Bedrängnis, denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen.“ 11

 

Der Erretter bestätigte ihm dies: „Meine Gnade genügt dir, denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit.“ 12

 

Paulus erwiderte darauf: „Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ 13 Sein Glaube wuchs, indem Paulus seine Herausforderungen auf die Weise des Herrn anging.

 

„Aufgrund des Glaubens brachte Abraham den Isaak dar, als er auf die Probe gestellt wurde.“ 14 Abraham wurde wegen seines großen Glaubens eine Nachkommenschaft verheißen, die zahlreicher sein sollte als die Sterne am Himmel, und zwar durch Isaak. Abraham befolgte dennoch sofort das Gebot des Herrn. Der Herr würde seine Verheißung erfüllen, und auch wenn er es nicht so täte, wie Abraham es erwartete, so vertraute dieser ihm doch völlig.

 

Menschen können wahre Wunder vollbringen, wenn sie dem Herrn vertrauen und seine Gebote halten, indem sie Glauben üben, auch wenn sie nicht wissen, was der Herr mit ihnen vorhat.

 

„Aufgrund des Glaubens weigerte sich Mose …, Sohn einer Tochter des Pharao genannt zu werden;

lieber wollte er sich zusammen mit dem Volk Gottes misshandeln lassen, als flüchtigen Genuss von der Sünde zu haben;

 

er hielt die Schmach des Messias für einen größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens …

 

Aufgrund des Glaubens verließ er Ägypten, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs …

 

Aufgrund des Glaubens zogen sie durch das Rote Meer wie über trockenes Land …

 

Aufgrund des Glaubens geschah es, dass die Mauern von Jericho einstürzten …“ 15

 

Andere „haben aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, … Verheißungen erlangt,

 

Löwen den Rachen gestopft, Feuersglut gelöscht, sie sind scharfen Schwertern entgangen; sie sind stark geworden, als sie schwach waren; sie sind im Krieg zu Helden geworden.“ 16

 

Aber bei all diesen wunderbaren Begebenheiten, die von den Menschen erhofft und erwartet wurden, gab es auch Fälle, in denen Gott nichterrettete:

 

„Andere haben Spott und Schläge erduldet, … Ketten und Kerker.

 

Gesteinigt wurden sie, verbrannt, zersägt, mit dem Schwert umgebracht, sie zogen … umher, Not leidend, bedrängt, misshandelt.“ 17

 

„Gott hatte für sie durch ihr Leiden etwas Besseres vorgesehen, denn ohne Leiden konnten sie nicht vollkommen gemacht werden.“ 18

 

Die heiligen Schriften und die Geschichte der Kirche berichten von zahlreichen großartigen Männern und Frauen Gottes, die daran geglaubt haben, dass er sie erretten würde – und wenn nicht, dann weiterhin voller Vertrauen ihren Glauben ausübten.

 

Er hat die Macht dazu, aber wir sollen geprüft werden.

 

Was erwartet der Herr von uns bei unseren Herausforderungen? Er erwartet von uns, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun – alles Weitere tut er. Nephi hat gesagt: „Denn wir wissen, dass wir durch Gnade errettet werden, nach allem, was wir tun können“. 19

 

Wir müssen den gleichen Glauben haben wie Schadrach, Meschach und Abed-Nego.

 

Unser Gott wird uns vor Spott und aus Verfolgung retten, tut er es aber nicht … Unser Gott wird uns vor allerlei Krankheit bewahren, tut er es aber nicht … Er wird uns aus Einsamkeit, Verzweiflung und Angst retten, tut er es aber nicht … Er wird uns aus Gefahr, vor Verleumdungen und Unsicherheit retten, tut er es aber nicht … Er wird uns Tod oder Krankheit unserer Lieben ersparen, tut er es aber nicht … werden wir trotzdem auf ihn vertrauen.

 

Unser Gott wird dafür sorgen, dass uns Recht und Gerechtigkeit widerfahren, tut er es aber nicht … Er wird dafür sorgen, dass wir geliebt und anerkannt werden, tut er es aber nicht … Wir werden einen vollkommenen Ehepartner und rechtschaffene und gehorsame Kinder bekommen, aber wenn nicht … werden wir trotzdem Glauben an den Herrn Jesus Christus haben, denn wir wissen: Tun wir alles, was in unserer Macht steht, werden wir auf die Weise und zu der Zeit, die er für richtig hält, alles empfangen und bekommen, was er hat. 20 Dies bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.

 

 

 

 

Anmerkungen

 

  1. Siehe Schriftenführer, „Glaube,“ Seite 77; Hebräer 11:1, Alma 32:21, Ether 12:6

  2. Daniel 3:15

  3. LuB 3:17,18; Hervorhebung hinzugefügt

  4. Siehe Mosia 7:33

  5. Siehe Alma 7:20, 3 Nephi 24:6, Mormon 9:19, Moroni 8:18

  6. Siehe 2 Nephi 11:5, Alma 12:25, LuB 84:35-38

  7. Siehe Abraham 3:24,25

  8. Mose 1:39

  9. Siehe 2 Nephi 2:27, Helaman 14:30, LuB 101:78

  10. Siehe 1 Korinther 10:13, Alma 13:28

  11. Römer 5:3-5

  12. 2 Korinther 12:9

  13. 2 Korinther 12:9,10

  14. Moroni 11:17; Hervorhebung hinzugefügt

  15. Hebräer 11:24-27,29,30; Hervorhebung hinzugefügt

  16. Hebräer 11:33,34; Hervorhebung hinzugefügt

  17. Hebräer 11:36,37

  18. Joseph-Smith-Übertragung, Hebräer 11:40

  19. 2 Nephi 25:23

  20. Siehe LuB 84:35-38

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