top of page
Thomas S. Monson

Die Waffenrüstung des Lichts

(Römer 13:12)

Dennis L. Largey

 

 

Dennis L. Largey war ein außerordentlicher Professor für antike Schriften an der BYU, als er am  12.02.2002 diese Ansprache in einer Andacht hielt.

Ich möchte über einen großen Diebstahl sprechen, welcher unter uns stattfindet. Dieser hat größere Konsequenzen als jeder Raub in der Geschichte. Der Dieb ist Satan und seine Absicht ist es uns des Lichts zu berauben. Luzifer möchte dieses Licht nicht für sich stehlen; er möchte das Licht wegnehmen, weil es die Existenz des Lichts ermöglicht, ihn zu besiegen. Da der Satan das Licht verabscheut, dessen Gegenwart meidet und er unser Licht nicht einfach gegen unseren Willen stehlen kann, hat er seine Bemühungen und Versuchungen dahin gehend ausgerichtet, seine Opfer so zu verleiten, dass sie es freiwillig aufgeben, damit er seine zerstörerischen Pläne uneingeschränkter und effektiver verwirklichen kann.

 

In Lehre und Bündnisse lernen wir:

 

Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz oder, mit anderen Worten, Licht und Wahrheit.

 

Licht und Wahrheit verlassen jenen Bösen…

 

Und jener Schlechte kommt und nimmt von den Menschenkindern infolge von Ungehorsam und wegen der Überlieferung ihrer Väter Licht und Wahrheit weg. [LuB 93:36-37,39]

 

Satan stiehlt unser Licht durch unseren eigenen Ungehorsam.

 

Warum ist Licht so wertvoll und dessen Verlust so verheerend? Die Offenbarungen der Wiederherstellung tragen viel zu unserem Verständnis von Licht bei. Die Analogien, die ich heute Morgen verwenden werde, basieren auf Schriftstellen, welche auf Licht als Geist, Wahrheit oder die Macht Gottes verweisen. Wenn wir über Licht verfügen, ist das ein Beweis, dass Jesus Christus Teil unseres Lebens ist. Sein Licht – sein Geist, seine Wahrheit, seine Macht – inspiriert, motiviert, tröstet, befähigt und beschützt. Eine Fülle an Licht im Leben einer Person äußert sich durch solche Tugenden, wie Glaube, Hoffnung, Nächstenliebe, Geduld, Güte und Demut. Die äußeren Anzeichen des Lichts sind leicht zu erkennen: Respekt, Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein, Bescheidenheit, Gehorsam und Ehrfurcht vor dem Göttlichen. Wenn das Licht in unserem Leben nachlässt, dann verringert sich auch die Motivation gegenüber geistigen Dingen auf die eine oder andere Weise. Wir halten die Gebote weniger genau und gehen mit weniger Hingabe solchen Tätigkeiten wie Heimlehren, in die Kirche gehen, Tempelbesuchen, Schriftenstudium und dem Gebet nach – eben jenen Dingen, die das Licht in unsrem Leben stärker werden lassen. Mit unzureichendem Licht sind wir anfälliger für Versuchungen. Wie eine Pflanze, die nicht vom Licht der Sonne versorgt wird, so werden auch wir, ohne durch das Licht des Sohnes Gottes genährt zu werden, geschwächt, welken und letztendlich geistig sterben.

 

Menschen, die über eine Fülle dieses Lichts verfügen, nennen wir „geistig“. Jesus Christus ist das Licht und das Leben der Welt. Geistige Menschen – oder jene, die danach streben seinen Geist immer bei sich zu haben – spiegeln das Licht Jesu Christi in ihrem Leben und Gesichtsausdruck wieder. Ich liebe die Senioren in der Kirche – solche, die durch ausdauernde Rechtschaffenheit über Zeit heilig geworden sind. Ihre Ausstrahlung reflektiert eine gute Lebensführung. Da sie gelernt haben, in dem Licht zu wandeln, wurden sie zu einem Abbild jenes Lichts. In der Ausstrahlung derer, die beträchtliche Zeit im Tempel dienen, wird dies besonders offensichtlich.

 

Licht ist wie ein Schutzschild, welches den feurigen Pfeilen des Widersachers standhalten kann. Der Apostel Paulus schrieb an die Römer:

 

Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

 

Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken…

 

Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an und sorgt nicht so für euren Leib, dass die Begierden erwachen. [Römer 13:12-14]

 

Das Anlegen der Waffen[rüstung] des Lichts entspricht dem Anlegen des Herrn Jesus Christus [als neues Gewand], welcher das Licht und das Leben der Welt ist. Vor diesem Licht – seinem Licht – flieht der Böse.

 

Ich möchte euch zwei Beispiele geben. Erstens, während ich diese bekannte Geschichte vorlese, hört genau zu und versucht herauszufinden wann genau die Finsternis besiegt wurde.

 

Nachdem ich mich an den Ort zurückgezogen hatte, den ich vorher dazu ausersehen hatte, und mich umblickte und sah, dass ich allein war, kniete ich nieder und fing an, Gott die Wünsche meines Herzens vorzutragen. Kaum hatte ich das getan, wurde ich sogleich von einer Macht gepackt, die mich gänzlich überwältigte und eine so erstaunliche Wirkung auf mich hatte, dass sie mir die Zunge lähmte und ich nicht sprechen konnte. Dichte Finsternis zog sich um mich zusammen, und ich hatte eine Zeitlang das Gefühl, als sei ich plötzlicher Vernichtung anheimgegeben.

 

Ich nahm aber alle Kraft zusammen und rief Gott an, er möge mich aus der Macht dieses Feindes befreien, der mich gepackt hatte; und gerade in dem Augenblick, wo ich in Verzweiflung versinken und mich der Vernichtung preisgeben wollte—und nicht etwa einem eingebildeten Verderben, sondern der Macht eines wirklichen Wesens aus der Welt des Unsichtbaren, das eine so unglaubliche Macht hatte, wie ich sie nie zuvor bei irgendeinem Wesen verspürt hatte—eben in diesem Augenblick höchster Angst sah ich gerade über meinem Haupt, heller als das Licht der Sonne, eine Säule aus Licht, die allmählich herabkam, bis sie auf mich fiel.

 

Kaum war sie erschienen, da fand ich mich auch schon von dem Feind befreit, der mich gebunden gehalten hatte. Als das Licht auf mir ruhte, sah ich zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre! [JS-LG 1:15-17]

 

Im heiligen Hain verließ die Finsternis den jungen Joseph Smith als das Licht erschien.

 

Das zweite Beispiel beinhaltet ein Erlebnis, das ich im Aufbaustudium hatte. Ich fragte einen meiner Kommilitonen, ob er sich die Lektionen der Missionare anhören würde. Zu dieser Zeit trat er der Kirche noch nicht bei und ich zog zurück nach Arizona. Als ich für ein weiteres Sommersemester zurückkam, erfuhr ich, dass er zwar noch nicht getauft worden war, aber dennoch das ganze Jahr lang, während ich weg war, die Versammlungen besucht hatte.

 

Eines Abends erhielt ich einen Anruf von ihm, mit der Bitte uns auf der Tribüne der Smith Sporthalle zu treffen. Etwas, das gerade erst passiert war, verwirrte ihn. Vor einigen Jahren hatte mein Freund einen schaurigen Film gesehen, welcher die Besessenheit durch Dämonen zum Inhalt hatte. Einer seiner Freunde hatte ihn gefragt, ob er sich mit ihm die Fortsetzung anschauen würde. Dieser Vorschlag, sich den zweiten Film anzusehen, brachte lebhafte Erinnerungen an den Inhalt des ersten Films wieder zurück. Zur damaligen Zeit hatte sich mein Freund nicht viele Gedanken darüber gemacht, doch jetzt, einige Jahre später, nachdem er für ein Jahr die Kirche besucht hatte, sah es irgendwie anders aus. Er ging zu Bett, konnte aber nicht aufhören, an den Film zu denken. Er wurde extrem nervös und begann stark zu schwitzen. Schließlich, gegen 2 Uhr morgens, griff er nach seiner Ausgabe des Buchs Mormons auf seinem Nachttisch und begann zu lesen. Er sagte, dass als er anfing zu lesen, die Nervosität verschwand, er sich beruhigte und in der Lage war einzuschlafen.

 

Er wollte sich zu dem Zweck mit mir treffen, damit er mich fragen konnte, was mit ihm geschehen war. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich nichts lieber tat, als das. Ich gab Zeugnis, dass das Buch Mormon wahr ist und das Licht darin imstande war die Finsternis zu verjagen, welche er erfahren hatte, als er über das Böse in dem Film nachdachte. Und noch einmal, der Böse flieht vor dem Licht.

 

Licht kann in dem Maße stärker oder schwächer werden, je nachdem, was wir uns wünschen, denken und tun. Nephi lehrte:

 

Denn siehe, so spricht der Herr, Gott: Ich werde den Menschenkindern Zeile um Zeile geben, Weisung um Weisung, hier ein wenig und dort ein wenig; und gesegnet sind, die auf meine Weisungen hören und meinem Rat ihr Ohr leihen, denn sie werden Weisheit lernen; denn dem, der empfängt, werde ich mehr geben; und denen, die sprechen: Wir haben genug, denen wird selbst das weggenommen, was sie haben. [2. Nephi 28:30]

 

Der Grundsatz, dass wir mehr und mehr von Gott gemäß unserem andauernden Gehorsam erhalten, gilt auch für das Licht. Der Herr hat verkündet:

 

Was von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht; und jenes Licht wird heller und heller bis zum vollkommenen Tag. [LuB 50:24]

 

Diese Wahrheit kann auch umgekehrt funktionieren. Menschen verlieren das Licht Zeile um Zeile, Sünde für Sünde – hier ein wenig und dort ein wenig. Obwohl der einzelne Strahl verlorenen Lichts kaum wahrnehmbar für diesen Menschen zu jenem Zeitpunkt sein mag, versetzt ihn der angesammelte und addierte Verlust über Zeit in große Gefahr. Das geistige Immunsystem wird aufgebraucht und wenn es hart auf hart kommt, dann wird der, welcher einst so widerstandsfähig war, sich nicht zur Wehr setzen können, da nicht viel übriggeblieben ist, um daraus Stärke und Kraft zu schöpfen.

 

Es wird sich die Geschichte von einem Eskimo erzählt, welcher sein Fleisch an einen schlauen Wolf verlor. Eines Tages nahm der Eskimo seinen rasiermesserscharfen Dolch und stellte ihn mit der Klinge nach oben in den Schnee. Als nächstes platzierte er ein großes Stück Fleisch über dem Messer, sodass für den Wolf nur noch das Fleisch zu sehen war. Der Wolf kam und freute sich über die leichtverdiente Mahlzeit. Das Fleisch war so köstlich, dass er nicht bemerkte, wie er sich beim essen und lecken seine eigene Zunge am Messer schnitt. Der Wolf trank buchstäblich sein eigenes Blut, bis er so schwach wurde, dass er zu Tode gefror.

 

Wie in der Geschichte mit dem Eskimo, so versucht uns der Satan mit verlockenden Ablenkungen und Umständen, die oberflächlich harmlos erscheinen. Aber wenn wir uns daran beteiligen, wird dass Licht allmählich zerstreut bis wir so schwach geworden sind und uns in ernsthaften geistigen Schwierigkeiten befinden. Präsident Kimball lehrte, dass Übertretungen „klein anfangen und schließlich monumentale Ausmaße annehmen. Sie wachsen Tropfen für Tropfen, Zentimeter um Zentimeter“ (TSWK, 152).

 

Wenn wir das Licht verlieren, hat uns der Satan praktisch kalt gestellt. Er hat uns aus dem Kampf genommen – oder wir haben erlaubt, dass man uns aus dem Kampf nimmt. Die Armee des Herrn kann nicht besiegt werden, aber sie können sich selbst vernichten. Zum Beispiel gibt es im alten Testament eine Geschichte über einen Mann namens Achan, aufgrund dessen Ungehorsam die israelische Armee eine Niederlage erlitt (siehe Josua 7; 22:20). In der siegreichen Schlacht von Jericho hatte dieser etwas vom Feind genommen, was der Herr dem Untergang geweiht hatte. Der nächste Kampf gegen die Stadt Ai wurde als leicht erachtet, dennoch erlitten die Israeliten eine erniedrigende Niederlage. In Antwort auf Josuas Flehen, den Grund für ihre Niederlage zu erfahren, offenbarte der Herr den Ungehorsam dieses israelitischen Soldaten, der sich an der Beute von Jericho einen verfluchten Gegenstand genommen hatte. Dieser Ungehorsam beraubte die Israeliten ihrer Fähigkeit ihre Feinde zu besiegen. Diese Geschichte kann universal angewendet werden, denn so wie Israel Kraft und Schutz verloren hat, verlieren auch wir Kraft und Schutz, wenn wir verbotenen Gedanken nachgehen, schlechte Gelüste hegen oder uns an Aktivitäten beteiligen, die Gott verboten hat.

 

Das Licht zu bewahren heißt geistig in Form zu bleiben, so dass wir bereit sind, wenn die Prüfung kommt. Jemand der allmählich und über längere Zeit hinweg außer Form gerät, nimmt diesen Umstand erst wirklich wahr, wenn eine Prüfung große physische Anstrengung erfordert. Der Test oder die Prüfung enthüllen eindeutig den Mangel an Leitungsfähigkeit. Ein Kollege von mir merkte einmal an, dass erst der Sturm die Wichtigkeit dessen offenbart, sein Haus auf Fels und nicht auf Sand gebaut zu haben.

 

Stellt euch zwei Älteste vor, die Heimlehrpartner sind. Sie kehren von ihren jeweiligen Freitagabendaktivitäten zurück und erhalten eine Nachricht, dass eine Schwester, bei der sie heimlehren, in einen Unfall verwickelt worden war und sie jetzt unbedingt benötigt, damit sie ins Krankenhaus kommen und ihr einen Krankensegen geben. Ein Ältester kommt gerade aus einem Kinofilm, wo Gewalt, Obszönität, Unmoral und viel nackte Haut gezeigt wurden. Der andere Älteste kommt von einem Barbecue mit Freunden. Was meint ihr? Welcher Älteste wird wohl eine Ausrede vorschieben oder womöglich den Besuch im Krankenhaus solange hinauszögern, bis er genug Zeit hatte, den Herrn um Vergebung zu bitten, damit er den angemessen Geist für einen Krankensegen bei sich haben kann? Welcher Älteste wird sich behaglich fühlen, dass er die Voraussetzungen erfüllt, um die kleine, leise Stimme des Herrn zu hören, damit er einen inspirierten Segen aussprechen kann?

 

An der Oberfläche der Finsternis zu kratzen beraubt uns des Lichts und schließlich der geistigen Gewissheit an der Stelle des Herrn zu segnen, wie er segnen würde. Der wahre Beweis, dass das Licht verloren ist, zeigt sich, wenn wir zurückschrecken, weil uns die Zuversicht fehlt, dass wir unsere Pflicht erfüllen können. Durch Ungehorsam können die Soldaten Christi tatsächlich die Kraft ihres eigenen Priestertums zunichte machen. Was wäre, wenn beide Älteste sich diesen Film angesehen hätten?

 

In unseren Häusern haben wir Steckdosen mit 240 oder 120 Volt. Trockner und Öfen benötigen 240V, die meisten anderen nur 120V. Ein Trockner oder ein Ofen würden mit 120V nicht richtig funktionieren. Manchmal verursachen elektrische Probleme einen sogenannten Brownout [Spanungsabfall]. Elektrischer Strom ist immer noch gegenwärtig, aber es reicht nicht aus, um die anliegende Last zu bewältigen. Im Sinne einer Analogie vergleichen wir die 240 V mit der notwendigen Kraft, die uns befähigt den Herausforderungen und Versuchungen der heutigen Zeit zu widerstehen. Des Weiteren entsprechen 120 V der Kraft, die genügen, um zu leben, uns zu bewegen, die Schule zu besuchen und normal zu funktionieren. Dies ist jedoch nicht genug im Angesicht der Versuchungen, denen wir ausgesetzt sind. Versagen wir in den Bemühungen das Licht in unserem Leben zu bewahren, dann verfügen wir nicht über das notwendige Maß an Kraft. Wir rutschen in einen sprichwörtlichen „geistigen Spannungsabfall“ und manövrieren uns in eine gefährliche, geschwächte Position mit weniger Kraft, um der Versuchung zu widerstehen.

 

In Bezug auf die Taktiken des Satans schrieb Nephi:

 

Und andere wird er beschwichtigen und sie in fleischlicher Sicherheit wiegen, so dass sie sprechen: Alles ist wohl in Zion; ja, Zion gedeiht, alles ist wohl—und so betrügt der Teufel ihre Seele und führt sie mit Bedacht hinweg, hinab zur Hölle. [2. Nephi 28:21]

 

In unsere Nachfolge Christi den „Alles-ist-Wohl-in-Zion“-Weg zu wählen, entspricht geistigem Spannungsabfall. Er besagt: Ich kann mich in der Kirche zurücklehnen. Ich kann meine persönlichen Gebete auslassen, mich grenzwertiger Unterhaltung widmen, einige Versammlungen schwänzen und großzügigen Dienst am Nächsten aus dem Weg gehen. Im Wesentlichen heißt es, dass wir auch mit 120 V auskommen und alles schon gut gehen wird. Dies entspricht keineswegs der Wahrheit. Wie Nephi sagte, “so betrügt der Teufel ihre Seele.“ Durch unsere eigene Unaufmerksamkeit, für unsere Pflicht und Hingabe gegenüber Gott, wurden wir geblendet. Mit der Zeit verloren wir ein bedeutendes Maß von dem, was wir alle so dringend benötigen – das Licht, den Geist, die Macht Gottes. Wir wurden allmählich geschwächt, sodass wir versagen, wenn eine Prüfung kommt, welche 240 V erfordert, wir aber nur über 120 V verfügen.

 

Als ein Bischof am Campus sah ich oft die unausweichlichen Resultate schwerwiegender Sünden. Ausnahmslos erlitten die Betroffenen kleinere Verluste, bevor der große Verlust eintrat. Diese vorbereitenden Verluste lösten den großen Fall aus.

 

Es gibt keinen kleinen Lichtverlust der ohne Bedeutung ist und auch keinen der nicht das Potential birgt, eine kapitale Schwachstelle im Glanz unserer Rüstung zu werden. Als Heilige der Letzten tage sind wir mit dem herrlichen Licht des wiederhergestellten Evangeliums gesegnet. Es gibt für uns keine Entschuldigung „am Mittag in Finsternis [zu] wandeln. (LuB 95:6)“ In Lehre und Bündnisse werden wir gewarnt, dass „wer gegen das größere Licht sündigt, der wird den größeren Schuldspruch empfangen.“ (LuB 82:3)

 

Eine Versuchung, die uns anscheinend alle beschäftigt, ist die Verlockung auf beiden Seiten des Zaunes zu spielen. Wir wählen uns einige Dinge in der Kirche und einige aus Welt, die uns gefallen und arrangieren uns damit. Wir versuchen uns es mit dieser Zusammenstellung gemütlich zu machen. Einige wollen von der Frucht des Baumes des Lebens kosten und gleichzeitig im großen und geräumigen Gebäude feiern. Der Apostel Jakobus sagte, „Er ist ein Mann mit zwei Seelen, unbeständig auf all seinen Wegen“ (Jakobus 1:8). Jesus lehrte, „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“ (Lukas 9:62). So wie ein Bauer keine gerade Furche pflügen kann, wenn er zurückblickt, kann auch ein Jünger nicht auf dem schmalen und geraden Weg mit geteilten Prioritäten laufen. Lots Frau wurde für ihren Ungehorsam, indem sie nach Sodom und Gomorra zurückblickte, bestraft. Obwohl ihre Füße weg von der Stadt zeigten, lag ihr Problem möglicherweise darin, dass ihr Herz dort geblieben war. Unsere Füße, wie auch unsere Herzen, müssen sich auf dem Weg des Evangeliums befinden.

 

Ich würde gerne an euch eine Herausforderung stellen: Irgendwann im Laufe des Tages nehmt ihr euch ein Stück Papier und teilt es in zwei Spalten. Auf der rechten Seite der Liste schreibt ihr Dinge auf, die das Licht in eurem Leben intensivieren können: Tempelbesuche, die Anwesenheit in allen Sonntagsversammlungen, die Heiligen Schriften, das Gebet, Umkehr, Dienst usw. Auf der linken Seite schreibt ihr Dinge auf, die ihr denkt, ersehnt, tut, sagt seht oder selbst Orte, die ihr besucht, welche eurer Licht verdunkeln. Dann stellt euch selbst ganz ehrlich diese Frage, „Wie kann ich die Dinge verbessern, die das Licht stärker werden lassen und was kann ich schlichtweg aufgeben, was das Licht verringert?“ Wie in der Geschichte von Achan: „Welche von Gott dem Untergang geweihten Dinge tue, sage, denke oder behalte ich, die meine Kraft aufzehren?“ Diese Liste kann man mit einem Dimmer-Schalter vergleichen, welcher die Helligkeit in unseren Häusern regelt. Dreht den Schalter nach rechts und das Licht wird heller. Dreht den Schalter nach links und das Licht wird dunkler. Die Entscheidung in welche Richtung wir den Schalter drehen liegt bei uns.

 

Denkt daran, dass es sich nicht um eine Bilanz handelt, in welcher sieben gute Dinge auf der rechten Seite fünf schlechte Dinge auf der Linken aufheben, und uns zwei Gute übrigbleiben. Wäre dies möglich, könnten wir annehmen, dass wir mit den fünf Dingen weiter machen können, die uns Licht wegnehmen, weil wir diese ja einfach ausgleichen können und trotzdem die Oberhand behalten. Sich irgendwie sicher zu fühlen, weil wir die zwei Seiten ausbalancieren, ist geistig gesehen äußerst gefährlich. Die schlechten Dinge, für die wir uns entscheiden, schwächen unser System, sodass wir manchmal nicht in der Lage sein werden diese vollständig zu kompensieren, indem wir etwas Gutes wählen. Tatsächlich ist die Konsequenz von einer schlechten Wahl, dass das Gute mit der Zeit nicht mehr so gut scheint. Je mehr schlechte Dinge gewählt werden, umso wünschenswerter erscheinen sie uns und scheinen immer weniger falsch. Eine weitere Konsequenz von Entscheidungen, die uns des Lichts berauben, liegt darin, dass wir das Gute nicht mehr so klar erkennen können und dies führt zu der Möglichkeit immer tiefer im Schlechten zu versinken. Wenn ihr in Dunkelheit seid, gewöhnen sich eure Augen daran und bald sieht es gar nicht mehr so dunkel aus. So können wir uns auch an dunkle Taten gewöhnen und uns einen Geschmack für das Schlechte angewöhnen.

 

Wir können nicht absichtlich Gift nehmen, ohne die Konsequenzen zu erleiden. Gott lässt keinen Spot mit sich treiben, denn was wir säen, werden wir ernten (siehe Galater 6:7). Wenn wir Licht säen, werden wir Licht erhalten. Wenn wir Ungehorsam säen, werden Finsternis ernten. Jesus lehrte:

 

Das Licht des Leibes ist das Auge; wenn also dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib voll Licht sein.

 

Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib voll Finsternis sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß ist dann die Finsternis! [3. Nephi 13:22-23]

 

Wenn ihr diese Herausforderung annehmt, werdet ihr vielleicht herausfinden, dass ihr nicht wirklich viele Dinge auf der linken Seite habt, die einen Verlust des Lichts verursachen, aber dass ihr durchaus mehr Dinge auf der rechten Seite hinzufügen könntet, die mehr von Gottes Licht in euer Leben bringen werden. Manchmal ist das eigentliche Problem nicht das Begehen von lichtraubenden Aktivitäten, sondern das Vernachlässigen von lichtbringenden Tätigkeiten.

 

Im Zusammenhang mit dieser Herausforderung, strebt danach eure Unterkünfte in Orte zu verwandeln, wo Gottes Licht ungehindert scheinen kann. Zurzeit diene ich in einer Zweigpräsidentschaft im Missionary Training Center. Das MTC ist ein Ort, wo das Licht des Herrn hell scheint – es ist schwierig dorthin zu gehen und nicht die Gegenwart des Heiligen Geistes zu spüren. Es gibt keine fragwürdigen Bilder an den Wänden, keine Musik mit anstößigen Liedtexten und keine Unterhaltung, welche die Maßstäbe verletzt. Die Missionare versuchen alles Derbe, Unreine und Vulgäre zu meiden. Im Mittelpunkt steht Christus und ihm zu dienen. In dieser Umgebung steigt das Lernen sprunghaft an und man hört die Missionare oft sagen, „Ich habe noch nie zuvor den Geist so oft oder so intensiv verspürt.“

 

Obwohl wir nicht Vollzeitmissionare mit diesem zentralen Fokus sind, können wir mit unseren Mitbewohnern oder Ehepartnern übereinkommen, eine Umgebung des Lichts in unseren Wohnheimen oder Wohnungen zu kultivieren. So wie die Missionare können auch wir Christus in den Mittelpunkt rücken und die Dinge dieser Welt entfernen, die Gottes Licht schwächen. Wenn wir das tun, können wir uns an den Segnungen erfreuen, die mit vermehrtem Licht einhergehen.

 

In einer Umgebung des Lichts zu leben hat viele Vorteile für euch in dieser Zeit. Ihr sucht nach wichtigen Antworten zu entscheidenden Fragen. Es ist immer leichter etwas zu finden, wenn das Licht an ist. Aus Sicht der Lehre ist es so einfach: Je näher wir dem Licht sind, desto mehr können wir sehen. Je weiter wir uns vom Licht entfernen, desto weniger können wir sehen. Für uns aber ist es entscheidend, dass wir klar sehen können.

 

In einer Andacht erzählte Elder Bateman den Studenten folgendes:

 

Ihr steht an einer wichtigen Kreuzung in eurem Leben. Ihr habt gerade erst die Stufe zum Erwachsensein überschritten. Eure Träume und Entscheidungen werden nicht nur eure Zukunft, sondern auch das Schicksal ungeahnter, kommender Generationen beeinflussen! [Merrill J. Bateman, “Light, Visions, and Dreams,” BYU 2000–2001 Speeches (Provo: BYU, 2001), 101]

 

In Verbindung mit diesem Gedanken, stellte er folgende Frage: „Lebt ihr würdig, das Licht zu erhalten, welches der Herr wünscht euch zu schenken?“ („Light, Visions,“ 101)

 

Ich möchte mit einer Beobachtung von Elder Glenn L. Pace vom ersten Kollegium der Siebzig schließen:

 

Viele von uns betrachten die Segnungen des Evangeliums als eine Selbstverständlichkeit. Es ist so, als wären wir Mitreisende im Zug Kirche, der sich langsam und stetig vorwärtsbewegt. Manchmal schauen wir aus dem Fenster und denken: „Es sieht ganz so aus, als ob das da draußen Spaß macht. Der Zug engt mich so ein“ Dann springen wir ab und spielen eine Weile draußen im Wald. Aber früher oder später stellen wir fest, dass es gar nicht soviel Spaß macht, wie Luzifer uns vorgegaukelt hat, oder wir verletzen uns ernstlich, und dann mühen wir uns ab, um wieder zu den Gleisen zu kommen, und sehen den Zug vor uns. Entschlossen sprinten wir ihm nach, wischen uns atemlos den Schweiß von der Stirn und danken dem Herrn für die Umkehr.

 

Während wir im Zug sitzen, können wir sehen, wie die Welt und auch einige unserer Mitglieder draußen lachen und sich vergnügen. Sie versuchen, uns dazu zu verleiten, dass wir aussteigen. Manche werfen Baumstämme und Steine auf die Schienen und versuchen, den Zug entgleisen zu lassen Andere Mitglieder laufen neben den Schienen her. Sie spielen zwar nicht im Wald, aber irgendwie schaffen sie es doch nicht, in den Zug einzusteigen. Andere versuchen vorauszulaufen und biegen oft in die falsche Richtung ab.

 

Ich glaube, den Luxus, aus dem Zug aus und wieder einzusteigen, können wir uns langsam nicht mehr erlauben. Der Zug fährt nämlich immer schneller. Der Wald wird allmählich viel zu gefährlich, und Nebel und Finsternis rücken näher…

 

… Denken wir einmal an all die Prophezeiungen, deren Erfüllung wir schon erlebt haben - auf welches große Ereignis warten wir denn noch, ehe wir sagen: „Ich mache mit!" Was müssen wir noch sehen oder erleben, bis wir in den Zug einsteigen und auch darin bleiben, bis wir unser Ziel erreicht haben? Es ist an der Zeit, dass eine geistige Erneuerung stattfindet. Es ist an der Zeit, dass wir ganz intensiv in uns gehen und unser Licht neu leuchten lassen. [Glenn L. Pace, “Spiritual Revival,” Ensign, November 1992, 11–12]

 

Mögen wir alle tief in uns gehen und tun, was nötig ist, um das Licht in unserem Leben zu verstärken. Mögen wir uns auch vor dessen Raub schützen. Jesus sagte:

 

Das aber wisset: Wenn der Hausvater gewusst hätte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so hätte er gewacht und hätte nicht zugelassen, dass in sein Haus eingebrochen wird, sondern wäre bereit gewesen. [JS-M 1:47]

 

Wir sind die Hausväter und –mütter und Luzifer ist der Dieb, der ausdauernd, geduldig und umsichtig darauf wartet in unser Haus einzubrechen – oder unsere Seelen zu zerstören. Mögen wir immer wachen und bereit sein.

 

Ich bezeuge euch, dass die Dinge, von denen ich heute gesprochen habe, wahr sind. Ich bete darum, dass wir das Leuchten unserer Rüstung bewahren, der Waffenrüstung des Lichts, indem wir beständig zum Licht streben – nämlich Jesus Christus – welcher das Licht ist. Im Namen Jesu Christi, amen.

bottom of page